Flieder schneiden - Wann und wie geht's richtig?

Viele Gründe sprechen dafür, dass der Gärtner seinen Flieder schneiden und die jeweils passenden Schnittmaßnahmen anwenden sollte.

Spätestens, wenn sich zahlreiche dünne Zweiglein in alle Himmelsrichtungen strecken, ist es Zeit, den Flieder zu schneiden und ihm wieder ein gepflegtes Aussehen zu verleihen. Gegen Kahlwuchs hilft vor allem ein Auslichtungsschnitt, der dafür sorgt, dass alle Bereiche wieder ausreichend Sonnenlicht erhalten. Dies unterstützt den Blattwuchs und die satte Blattfärbung, denn ohne Sonnenlicht gibt es keine Photosynthese. Ein kleiner Rückschnitt, der ruhig auch einmal etwas tiefer gehen kann, fördert die Blütenbildung im Frühjahr und führt zu einem kompakteren und dichteren Wuchsbild. Es lohnt sich also, die Gartenschere in die Hand zu nehmen und den Flieder zu schneiden.

Wann den Flieder schneiden?

Wer beim Flieder Schneiden den Zeitpunkt und die passende Schnittmethode berücksichtigt, kann nicht viel verkehrt machen. Denn für den Flieder kommen mit den unterschiedlichen Schnittmethoden auch unterschiedliche Zeiten zum Schneiden in Frage. Während der Erhaltungsschnitt des Flieders unmittelbar nach der Blütezeit erfolgt, sieht das beim Verjüngungsschnitt sowie beim Erziehungsschnitt etwas anders aus. Je nach Schnitt- und Fliederart muss individuell abgewogen werden, ob das Flieder Schneiden im Herbst oder Frühjahr vorgenommen werden sollte. Eine Sonderrolle nimmt hierbei auch der Sommerflieder ein, denn weder im Frühling noch im Sommer sollte man einen Sommerflieder schneiden. Es verlangt also einiges an Wissen und Können, seinen Flieder zu schneiden und dabei alle wichtigen Kriterien zu berücksichtigen. Kennt der Gartenfreund jedoch die wichtigsten Grundlagen, dann weiß er genau, wie der Flieder zum jeweils passenden Zeitpunkt seinen richtigen Schnitt erhält.

Der Erhaltungsschnitt beim Flieder

Will der Gärtner seinen Flieder schneiden, sollte er zumindest die drei Haupt-Schnittarten kennen. Die sind einmal der sogenannte Erhaltungsschnitt, der Verjüngungsschnitt und schließlich noch der formgebenden Erziehungsschnitt. Der Erhaltungsschnitt dient dazu – wie der Name schon sagt – die gewünschte Form des Fliederbusches zu erhalten und ihn in seinem gesamten Wachstum zu fördern. Er begrenzt vor allem das Höhenwachstum des Flieders. Aber auch die nach allen Seiten hin in die Länge wachsenden Triebe werden so in Schach gehalten. Sowohl der kleine Zwergflieder als auch größere Fliederarten profitieren von einem alljährlichen Erhaltungsschnitt, der am besten direkt nach der Blüte durchgeführt werden sollte. Dies ist bei den meisten Fliederarten spätestens Mitte Juni der Fall. Eine Ausnahme macht auch hier wieder der Sommerflieder. Seine Blüten erscheinen von Juli bis in den September hinein und sein Erhaltungsschnitt findet von Mitte Februar bis etwa Mitte März statt.

Der Erhaltungsschnitt des Gemeinen Flieders ist der erste Schnitt im Gartenjahr. Es macht nicht viel Arbeit, nach der langen Blütezeit den Flieder zu schneiden und zu verschönern. Die verblühten Blütenstände werden entfernt und die Triebe eingekürzt. Der gewöhnliche Flieder entwickelt seine Blütenknospen an den Trieben des Vorjahres. Daher sollte der Gartenfreund beim Flieder Schneiden mit Bedacht vorgehen. Meist sind die Augen bereits im Vorjahr an den neuen Trieben zu sehen. Mindestens 3 Augen sollte jeder einjährige Trieb behalten, damit er im nächsten Jahr ausreichend Knospen zur Verfügung hat. Weitere Rückschnitte, bei welchen die einjährigen Triebe zurückgeschnitten werden, sollten weder im Herbst noch im kommenden Frühjahr erfolgen, um nicht zu viel der bereits angelegten Knospen mit zu entfernen. Die Zeit nach der Blüte ist also die wichtigste Zeit, um den Flieder zu schneiden und seine natürliche Wuchsform zu erhalten.

Nur bei Bedarf: Der Verjüngungsschnitt

Flieder können bei guter Pflege ein hohes Alter von mehr als 50 Jahren erreichen. Ein radikaler Rückschnitt zur Verjüngung ist dabei gar nicht immer nötig. Wenn das Gehölz jedoch kahle Stellen – vorwiegend im unteren Bereich – aufweist, wird es Zeit, den Flieder zu schneiden. Ein Verjüngungsschnitt sollte an einem frostfreien Tag im Frühjahr vorgenommen werden, jedoch bevor die ersten Blüten erscheinen. Dabei werden die Leittriebe etwa um die Hälfte heruntergeschnitten, wobei es vorteilhaft ist, nicht alle Triebe im gleichen Jahr stark einzukürzen, da sonst die Blüte im darauffolgenden Jahr ausfallen könnte. Besser ist es, den Verjüngungsschnitt in mehreren Etappen innerhalb der nächsten 2 bis 3 Jahren durchzuführen. Fliedersträucher vertragen einen verjüngenden Rückschnitt bis etwa 25 Zentimeter über dem Boden. Auch sämtliche vertrockneten, abgestorbenen oder ungünstig gewachsenen Triebe sollten bei diesem Verjüngungsschnitt entfernt werden. Um in den darauffolgenden Jahren einen sichtbaren Effekt zu erzielen, macht es hierbei also etwas mehr Arbeit, den Flieder zu schneiden.

Flieder schneiden: Der Erziehungsschnitt

Ein Erziehungsschnitt wird beim Flieder nur durchgeführt, wenn der noch junge Flieder eine bestimmte Gestalt annehmen oder als kleiner Hochstamm eine hübsche Krone ausbilden soll. Auch beim Erziehungsschnitt werden nur die starken, gesunden Triebe an der Pflanze gelassen. Diese werden bis zu einem Drittel eingekürzt und die Pflanze auf die gewünschte Form getrimmt. Beim Erziehungsschnitt gilt es, den Flieder zu schneiden, um ihn zu einem kleinen Bäumchen zu erziehen. Dabei wird ein geeigneter Mitteltrieb als Stämmchen ausgewählt, wobei durch geschicktes Formen der Leitäste mit der Zeit eine schicke, gut geformte Krone entsteht. Der Erziehungsschnitt sollte spätestens Anfang März erfolgen. Wie alle besonderen und stark verändernden Schnittmaßnahmen darf auch der Erziehungsschnitt nur außerhalb der gesetzlich vorgeschriebenen Schonzeit durchgeführt werden.

Der Aufbauschnitt: Von Anfang an eine gute Figur

Der Aufbauschnitt wird in den ersten 3 Jahren angewendet, damit der Flieder von Anfang an eine bestimmte Form erhält. Hierbei kann es notwendig sein, unerwünschte Triebe des Flieders zu schneiden, die aus dem Boden kommen oder sogar unterhalb der Veredelungsstelle herauswachsen. Auch diese Schnittmaßnahme sollte am besten im Februar oder Anfang März stattfinden. Es werden etwa 5 Leit- bzw. Gerüsttriebe gewählt, aus denen später die Verzweigungen für die Krone herauswachsen. Die anderen, aus dem Boden wachsenden Triebe werden entfernt. Im Prinzip ist der Aufbauschnitt die Vorstufe eines Erziehungsschnittes, der den Flieder jedoch bereits in den ersten Jahren nach der Pflanzung in die gewünschte Richtung führt. Doch in puncto Aufbau kann der Gartenfreund nicht nur seinen gewöhnlichen Flieder schneiden. Auch der Sommerflieder profitiert von einem Aufbauschnitt. Doch im Gegensatz zum gemeinen Flieder wird der Aufbauschnitt des Sommerflieders zwischen Dezember und Februar durchgeführt.

Sommerflieder schneiden – vermeidbare Fehler

Wer seinen Flieder schneiden möchte, ist nicht immer vor Schnittfehlern gefeit. Dies gilt besonders für den Sommerflieder, der auch beim Schneiden eine Sonderrolle einnimmt. Diesen auch als Zwergflieder bezeichneten Flieder zu schneiden, ist also nicht immer ganz einfach. Vor allem darf der Gartenfreund beim Schneiden nicht zu zurückhaltend sein, sonst entwickelt der Sommerflieder keine starken Triebe und nur mickrige Blüten. Auch zu viele Triebe, die sich gegenseitig das Sonnenlicht verdecken, können sich ungünstig auf den Wuchs auswirken. Hier kommt es oftmals zu kahlen Stellen im Innenbereich des Flieders. Daher sollte beim Sommerflieder gründlich ausgelichtet werden, was er dem Gartenfreund mit neuem Grün und üppigen Blütenständen dankt.

Flieder-Hochstämmchen schneiden

Flieder-Hochstämmchen müssen regelmäßiger und öfter geschnitten werden, damit sie ihre schöne Form bewahren und nicht nach und nach wieder zum Strauch werden. Daher sollten alle ungewollten Triebe direkt nach Erscheinen entfernt werden, zumal sie den Flieder nur unnötig Energie kosten. Diese benötigt er jedoch, um eine dichte Krone zu bilden. Auch sein Blütenreichtum kostet den Flieder jede Menge Energie. Der beste Zeitpunkt, um die Krone des kleinen Flieders zu schneiden, ist unmittelbar nach der Blütezeit. Ebenso wichtig ist der regelmäßige Auslichtungsschnitt, der dafür sorgt, dass die Krone auch tief in ihrem Inneren ausreichend Licht erhält.

Flieder schneiden: das passende Werkzeug

Um jungen Flieder zu schneiden, kann unter Umständen eine hochwertige Gartenschere genügen. Doch für größere Fliedersträuche oder Fliederbäume mit dickeren Ästen ist eine Astschere oder auch eine Säge nötig. Für sämtliche Werkzeuge, die beim Flieder Schneiden zum Einsatz kommen gilt: Sie müssen wirklich scharf sein, damit es nicht zu Verletzungen des Holzes kommt. Außerdem sollte der Gartenfreund seinen Flieder nur mit sauberen, idealerweise sogar desinfizierten Geräten schneiden. Denn die offenen Schnittstellen sind Wunden, in die jederzeit schädliche Keime eindringen können. Ein sauberer, leicht schräg angesetzter Schnitt mit einer scharfen Schere oder einem anderen gut gepflegten Schneidegerät verkraftet der Flieder dagegen gut.